unflexibel, aber endlos glücklich

unflexibel1Mit einem Schlag war alles anders. Mit einem Schlag war ich Mama. Eine Mama, die erstmal nichts anders mehr wollte, als rund um die Uhr für ihr kleines, wunderschönes, winziges Mini-Menschen-Kind da zu sein. Es anzusehen, zu küssen, in den Armen zu halten, zu wiegen, es zu stillen, mit ihm zu sprechen, es zu tragen, zu kuscheln und zu spielen, neben ihm zu schlafen. Mit einem Schlag hatte ich nicht mehr genau dann Zeit, wenn das Telefon klingelte. Mit einem Schlag hatte ich abends keine Zeit mehr, um ins Kino oder Essen zu gehen. Mit einem Schlag musste ich auch manchmal Verabredungen absagen oder Treffen abbrechen, weil unsere Frieda kränkelte und nichts anderes als die Nähe ihrer Mama brauchte. Mit einem Schlag war eben alles anders.

In ihrem wundervollen Artikel “Freundschaften kommen und gehen” schreibt die liebe Alina von Liebling, ich blogge jetzt!: “Ich habe nicht mehr viele Freunde, habe aussortiert und wurde selbst aussortiert,…” und das kann ich genauso unterschreiben. Richtig, Freunde kommen und gehen. Die, die aber bleiben, sind für mich wirklich wahre Freunde. Freunde, die (obwohl sie selbst übrigens noch keine Mamas sind!) absolutes unflexibel2Verständnis dafür haben, dass ich als Mama nun nicht mehr so viel Zeit für die Freundschaftspflege habe. Sie haben Verständnis dafür, dass ich nicht immer einfach so telefonieren kann – auch, wenn es für den jeweiligen Freund gerade so schön, hilfreich, dringend oder notwendig wäre. Wahre Freunde wissen, dass ein kleines Wesen dann gestillt werden muss, wenn es Hunger hat. Dass die Windel getauscht werden muss, wenn sie voll ist. Diese Freunde sehen die Bedürfnisse eines Mini-Menschen-Kindes und ihre unmittelbare Erfüllung als genauso wichtig an, wie ich es tue und treten dafür liebend gerne auch drei Schritte zurück! Sie verstehen, dass ich auch mal absagen muss, wenn das kleine Wunder kränkelt und sich nichts anderes wünscht als in Mamas Armen zu liegen. Und sie haben mein Kind auch genauso gerne bei unseren Treffen dabei und fordern niemals, dass ich mich auch mal ohne den “lästigen” Anhang mit ihnen treffe. Ich bringe keine Opfer und mache schon lange nichts mehr aus Pflichtgefühl oder weil andere Leute meinen, dass ich mal wieder müsste. Unechte Freunde sind inzwischen aussortiert oder sie haben eben mich aussortiert.

Aber wisst ihr was? Mir geht es wunderbar damit. Es ist für mich eher wie ein Befreiungsschlag. Ich bin in den Augen mancher Menschen vielleicht  mit der Geburt unserer Tochter ziemlich unflexibel geworden, aber ich bin endlos glücklich damit. Glücklich mit diesem kleinen Mini-Menschen-Mädchen, glücklich mit meinem Mama-Dasein. Ich vermisse bis jetzt nichts und ich bereue nichts. Es gibt sicherlich auch viele Mamas, die sich ziemlich schnell wieder danach sehnen unter Leute zu kommen. Sie wollen auch mal raus, viele Freunde treffen, ins Kino, Essen gehen, sich vielleicht auch mal wieder unflexibel3betrinken und die Nacht auf einem wilden Konzert durchtanzen. Auch das ist in meinen Augen vollkommen okay. Okay, wenn mein Mama-Lebenskonzept es eben auch ist. Ich gehe weiterhin ungern abends aus, weil ich unser Mini-Menschen-Mädchen in den Schlaf begleite, solange sie danach verlangt. Sie soll abends und auch falls sie wach wird, mit einem guten Gefühl einschlafen. Dass Frieda mir vertraut und weiß, dass ich immer für sie da bin, wenn sie mich braucht, ist mir sehr wichtig und da gehört eine (Wieder-) Einschlafbegleitung für mich dazu. Obwohl unsere Frieda inzwischen schon fast 2 Jahre alt ist, kommen immer mal wieder Phasen, in denen sie mich besonders doll braucht. Ich bin da. Nicht nur dann.

Ich wünsche mir keine einzige Minute zurück, ich liebe mein neues, unflexibleres Leben. Wer noch mehr davon lesen will, wie sehr mich das Mamasein verändert und glücklicher gemacht hat, liest meine älteren Beiträge zur “Muddi-Mutation” und “Das Mamasein hat mich verändert“.

1 Comment

  • Das hast du so schön geschrieben. Ich kann das super gut nachempfinden. Ich vermisse nichts, ich bereue nichts, und bevor ich ohne mein Kind einen Fuß vor die Tür setze denke ich 10x darüber nach ob sich das wirklich lohnt. Früher war das für mich unvorstellbar… Heute genau andersrum.

    Liebe Grüße
    Daniela

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