mein kind, der multimediajunkie

medienkonsum3Wir kennen sie inzwischen alle. Sandmann, Kikaninchen oder JoNaLu. Wenn man YouTube und Co leer gucken könnte, würde es in unseren abonnierten Channels schon längst keine Folgen mehr geben. Frieda hat seit ein paar Wochen nämlich nur noch eins im Sinn: die Mattscheibe! Zu jeder Tageszeit möchte sie am liebsten wahlweise vor dem iPad, dem Computer oder dem Fernseher sitzen und sich kleine Clips ansehen. Das Smartphone steht natürlich ebenfalls sehr hoch im Kurs. Da wir aber wissen, dass zu viel Medienkonsum nachweislich der Entwicklung schädigt, wird auch immer das schlechte Gewissen in uns selbst laut, wenn wir dem Wunsch des Kindes heute schon zum zweiten Mal nachkommen und wir uns gemeinsam ein paar Filmchen ansehen. Denn Fakt ist – Kinder sollten möglichst wenig vor der Kiste sitzen, die Jüngsten sogar eigentlich gar nicht. Sie können die Eindrücke nämlich noch nicht verarbeiten und das kleine Gehirn ist maßlos mit den audiovisuellen Reizen überfordert. Logo, braucht man mir auch nicht zu sagen. Weiß ich schon, danke. Aber nicht nur wegen des schlechten Gefühls mal wieder eine echte “Bad Mum” zu sein, geht mir dieser ständiger Wunsch nach bewegten Bildern unserer Tochter im Moment gehörig auf den Zeiger. Selbstverständlich parken wir unser Mini-Menschen-Mädchen nämlich nicht alleine vor einem Gerät und überlassen sie der Technik, die sie unweigerlich in einen totalen Bann zieht. Nein, wir ziehen uns das Ganze ja nunmal auch rein und das kann echt nerven.

Angefangen hat bei uns im Grunde alles mit eigenen Homevideos, die wir selbst von medienkonsum2unserer Frieda und uns zu Erinnerungszwecken mit dem Handy  oder der Kamera aufgenommen haben. Dass das Baby im Film Frieda selbst war, hatte sie zwar noch nicht begriffen, aber die Filmchen gefielen ihr. Irgendwann hüpfte dann das kleine blaue Häschen über die Mattscheibe. Ich glaube Frieda war es zu diesem Zeitpunkt noch recht egal was da überhaupt lief. Hauptsache es flimmerte. Seit etwas längerer Zeit findet unser Mini-Menschen-Mädchen nun aber auch die Maus-Clips, JoNaLu oder eben ihre eigenen Szenen amüsant. Außerdem zieht sie sich auch gerne mal ein Video von Oma (in Dauerschleife) rein, das diese uns per whatsapp geschickt hat. Unsere Frieda findet es faszinierend, ihre eigene Stimme zu hören und sich zu sehen. Am liebsten auf der Schaukel oder wahlweise durch die Pfütze springend.

Klar, machen wir uns unsere Gedanken. Auch in Puncto Medienkompetenz sind wir wieder Vorbilder und hinterfragen auch unseren eigenen Umgang und Konsum. Guido und ich gucken äußerst selten Fernsehen. Höchstens mal die Tagesschau (falls unsere Frieda dann schon schlummert), einen Tatort oder andere ausgewählte Kriminalfilme. Wir suchen Filme und Sendungen bewusst aus und lassen niemals einfach die Kiste flimmern. Tagsüber läuft für uns beide der Fernseher sowieso nie. Und wenn ich nie sage, meine ich nie. Mit dem Computer sieht es da allerdings schon anders aus. Als Lehrer arbeiten wir beide an unseren Computern, bereiten Unterricht und Arbeitsblätter vor, schreiben Zeugnisse, Förderpläne, Berichte und natürlich bürokratische Mails. Hinzukommen Onlinezeitungen, private Mails und bei mir natürlich noch alles rund um diesen Blog. Das Meiste davon medienkonsum1verlegen wir selbstverständlich ebenfalls in die Abendstunden. Mit dem Smartphone bin ich allerdings (zugegeben) zu viel beschäftigt. Zwischendurch mal kurz die Socialmediakanäle checken,  neue Fotos hochladen, WhatsApp, eMails lesen und beantworten, bei Mamikreisel Klamotten einstellen und und und. Das könnte ich auf jeden Fall noch etwas mehr runterschrauben. Wer unseren Instagram-Account verfolgt, merkt jedoch schon, dass ich nicht mehr jeden Tag Bilder poste. Dafür ist mir die reine Familienzeit dann einfach auch zu kostbar. Ich mache höchsten hier und da mal ein Foto für unsere ganz persönliche Erinnerungskiste, lade es aber normalerweise nie sofort hoch. Insgesamt sind wir, glaube und hoffe ich, nicht die allerschlimmsten Vorbilder in Sachen Medien. Und trotzdem wir selbst die Flimmerkisten im Hause nicht so oft einschalten bzw. auch gerne mal zur Seite legen, wünscht sich unsere Frieda ziemlich oft an eine der begehrten Mattscheiben zu dürfen. Den Fernseher macht sie sich manchmal sogar schon selbst an (den Receiver anzuschalten schafft sie allerdings noch nicht). Das geht für uns Eltern aber eben nicht immer in Ordnung. Bisher hatten wir dann noch keinen Vulkanausbruch, aber wir begleiten ihre Traurigkeit sehr intensiv, spiegeln ihre Gefühle, nehmen sie ernst und zeigen volles Verständnis. Dann schlagen wir ihr andere tolle Sachen vor. Das klappt bisher immer. Selbstverständlich gibt es also bei uns viele Tage, an denen gar kein einziger Clip auf dem Computer, keine Sendung im TV und auch keine App auf dem iPad läuft. Dafür ist Frieda ja auch einfach noch zu jung. Für sie gilt es im Leben noch so viel Spannendes kennenzulernen, sich selbst und ihre Fähigkeiten zu entwickeln, die Welt draußen und drinnen zu entdecken, zu spielen und Spaß zu haben.

Jetzt seid ihr dran. Ehrlich, bitte! Habt ihr auch einen kleinen Multimediajunkie zu Hause? Sind Flimmerkiste, Mattscheibe und Co auch so mega spannend für eure Mini-Menschen? Wie schafft ihr es den Konsum einzugrenzen oder grenzt ihr ihn überhaupt ein? Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten aus eurem “real life”.

3 Comments

  • Ja ich kenne es und es nervt mich genauso, wie dich. Mein Bubba Ray wird 3, im Dezember. Und er hat eigentlich nie viel fern gesehen, doch mittlerweile gibt es Wutausbrüche, wenn wir den Fernseher nicht anschalten obwohl er danach fragt. Es ist ein bisschen kompliziert. Wir leben hier ohne Erziehung und ganz selbstbestimmt – allerdings klammern wir das Fernsehen und spielen am Tablet (da gibt es sowieso nur ein einziges Spiel), dabei aus. Nämlich weil ich festgestellt habe, dass sich das nicht wie bei ungefähr allen anderen Themen selbst reguliert hat. Er würde 10 Stunden am Tag fern sehen, wenn wir ihn ließen. Und das wollen wir natürlich nicht. Wir versuchen jetzt eine neue Regel zu erarbeiten. Es ist ja nun mal auch meine Schuld, dass er überhaupt angefangen hat. Hier kam es, als er krank war und nicht schlafen konnte. Ich war aber total übermüdet und hab in meiner unendlichen Naivität eine Folge Caillou auf YouTube angemacht und ihn vom Handy schauen lassen. Er schlief dann tatsächlich ein und ich probierte das am nächsten Tag wieder. Er war 5 Wochen lang krank, er durfte nicht jeden Tag schauen, aber in der Zeit noch 2-3 Mal, glaube ich. Tja und als er wieder gesund war, war es passierte und er verlangte es ein. Meine Versuche, ihn auf andere Dinge zu lenken und zu überreden klappten nicht. Ebenso die Selbstregulierung, mit der wir es eine weile probierten.
    Ich tröste mich damit, dass die Zeit, die er draußen und / oder mit anderen Kindern verbringt immer noch deutlich mehr ist als die vorm Fernsehen. Also sehr deutlich mehr. Im Urlaub meines Mannes jetzt zum Beispiel waren wir 2 Wochen lang jeden Tag von morgens früh bis es dunkel wurde im Garten und hatten nicht ein Video an. Und auch jetzt hat er nicht danach gefragt. Nach seinem Puzzle auf dem iPad aber schon. Und? Klar. Wutanfall als ich vorschlug, lieber ein Buch anzuschauen.
    Es nervt tierisch, ich geb dir Recht!

  • Bei meinem Mädchen steht Conni hoch im Kurs. Ansonsten noch der Sandmann. Was toll ist, sind die Bilderbücher apps für Handy oder tablet. Ganz wenig Bewegung, man kann aber Dinge entdecken und die Geschichten werden vorgelesen. Ist mal was anderes als Mamas Stimme.

  • Auf dem Handy ,oder Tab darf sie nur Bilder ggucken, wenn wir neue gemacht haben. Sie darf keins von beiden dabei selber bedienen. Die Grossen schauen YouTube und Co. Nur, wenn sie nicht dabei ist. Fernsehen gibt es ein bis zwei ausgesuchte Sendungen pro Tag. Wenn sie krank ist, darf sie über Prime auch mal 3 oder 4 Folgen TroTro, oder Bobo schauen, die gehen ca. 5 Minuten pro Folge. Manchmal schaut sie bei der 8 Jährigen mit 😉 allerdings interessiert es sie meist gar nicht, sie spielt viel lieber, da haben wir im Moment wohl einfach Glück:)

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