das gegenteil von gut ist…

Bei der lieben Alina von “Liebling, ich blogge jetzt” bin ich neulich über den etwas älteren, aber dennoch super spannenden Artikel “Seht es mehr als eine inspirierende Reise als einen Wettkampf” gestoßen. Sie beschreibt hier sehr schön, warum sie selbst irgendwann aufgehört hat, die Erziehungsratschläge der Großeltern ihres Sohnes so vehement abzulehnen und dagegen an zu kämpfen. Anstatt auf Gegenwehr zu gehen, hat sie in der Vorgehensweise und dem Verhalten der Eltern und Schwiegereltern das Gute, die Liebe und Fürsorge erkannt und damit dann irgendwie ihren Frieden geschlossen – vor allem ihrem Sohn Samuel zu Liebe.

Nachdem ich den Beitrag gelesen hatte, lag ich dann abends im Bett und dachte nach. Friedas Großeltern und andere Verwandte wohnen recht weit von uns entfernt. Unser Mini-Menschen-Mädchen mag sie alle und verbringt auch gerne Zeit mit ihnen. Besonders meine Mama ist die liebevollste Oma der Welt und unser kleiner Lieblingsmensch hat ihre “Oma Conny” sehr ins Herz geschlossen. Ganz oft fragt sie mich, wann wir sie endlich wieder besuchen können oder Oma auch mal bei uns schlafe. Trotzdem es manchmal sehr anstrengend ist, dass Guido und ich uns die Betreuung unserer Tochter lediglich gemeinsam teilen können und (außer der Kita und jetzt der Babysitterin in Eingewöhnung) niemanden aus der Familie in der Nähe haben, der mal eben aufpasst oder babysittet, sind wir aber insgesamt total froh darüber. Gerade ich stelle nämlich immer wieder fest, dass unser Weg und unser sehr bedürfnis- und bindungsorientierter Umgang mit Frieda, bei unseren Familien noch gar nicht wirklich “angekommen” ist. Sicherlich ist das auch zu viel verlangt. Hier tun jedenfalls alle etwas aus dem Bauch heraus und zwar so, wie sie es selbst immer schon mit Kindern getan haben. Das muss natürlich nicht immer schlecht oder lieblos sein. Überhaupt nicht. Es ist immer, wirklich immer gut gemeint. Das Gegenteil von gut ist aber nunmal gut gemeint und vor allem meistens nicht wirklich bedürfnisorientiert. Für ein paar Stündchen Aufenthalt finde ich es immer auch super, klar. Frieda soll ja auch lernen, dass es mehr Leute als Mama und Papa gibt und jeder von uns anders tickt. Nirgendwo im Leben geht es immer nur bindungs- und bedürfnisorientiert ab, logo Leute! Das ist auch okay so. Für eine regelmäßige Betreuung würde ich eine Konstellation mit Verwandten allerdings niemals wollen. Klar, ob der Umgang mit unserem Mini-Menschen-Mädchen in der KiTa immer soooo bedürfnisorientiert ist, wissen wir auch nie zu 100% und ich wage es mal zu bezweifeln, aber da haben wir eine professionelle und keine persönliche Ebene miteinander und schon gar keine gemeinsame Lebensgeschichte. In der KiTa spreche ich an, wenn mir etwas auf- oder missfällt, bei Familienangehörigen bin ich da gerne etwas zurückhaltender. Es könnte ja auch zu Unstimmigkeiten und Streit kommen. Es schwingen ja hier nunmal immer auch eigene Erfahrungen miteinander mit.

Alina fragt sich jedenfalls am Ende ihres Beitrags, ob sich >> […] jemand der um das Wohl eines Menschen besorgt ist, sich wirklich zurückhalten kann, indem er sich nicht einmischt? Soll er Sorgen und Ängste für sich behalten? Kann ich DAS von jemandem verlangen?<< Sie denkt, dass sie dazu das Recht nicht hat, denn das mache die Liebe und Fürsorge der anderen Menschen eben aus.

Ich finde, DAS kann ich sehr wohl verlangen. Ratschläge sind auch Schläge. Mitgefühl, Anteilnahme, Liebe und Fürsorge geht definitiv auch ohne, dass man ungefragte Erziehungstipps und Anregungen gibt. Die Familie darf sich liebend gerne um unser Mini-Menschen-Kind Sorgen machen, wenn es krank ist. Sie darf das Kind mit Liebe überhäufen, seine Gefühle begleiten, es nach Herzenslust verwöhnen, Fragen stellen, Ängste mitteilen und noch so vieles mehr. Ungefragt Einmischen, Tipps geben oder gut gemeinte, kluge Ratschläge verteilen? Nein, Danke. Das brauchen wir nicht und das macht für uns auch keine Liebe aus. Zum Glück nervt uns damit wirklich niemand mehr.

Wie ist das bei euch? Sind die Großeltern bei der Betreuung eurer Kinder eingespannt? Wie ist das mit da den Erziehungs- und Beziehungsansätzen? Ähnlich oder grundverschieden? Und bekommt ihr noch ungewollte Ratschläge und Tipps?

1 Comment

  • Bei uns ist es so, dass die Oma die Zeit mit den Kindern genießt und dahinter für sich das Privileg erkannt hat, dass sie nicht erziehen muss und keine Verantwortung mehr trägt. Sie hört uns zu wie wir erziehen und versucht es zu verstehen und sogar zu adaptieren. Sie hat ein Familienbett, zwingt niemanden zum Essen und macht keine stille Treppe. Trotzdem bleibt es nicht aus das sie uns ungefragt Ratschläge gibt oder doch mal anders handelt als wir uns das vorstellen. Ich versuche abzuwägen wie schlimm es wirklich für alle ist eher ich zum Rundumschlag ansetze. Manchmal reicht es auch einfach zu sagen: Ey Oma, gut gemeint,aber lass mal, wir haben da schon unseren Weg gefunden. Ich ware meine Grenze und zeige ihr das ich trotzdem erkannt hab das sie es gut meint. Damit ist uns oft mehr geholfen.

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