ich zähl bis drei, dann…

Es ist 7:45 Uhr. Frieda und ich sitzen an ihrem kleinen Schreibtisch im Kinderzimmer und verzieren mit dem neuen Stempelset ihr kleines Malbuch. Bisher war der Morgen super entspannt. Wir sind beide mit guter Laune aufgewacht, haben ganz gemütlich gefrühstückt, schon die Kehrmaschine beobachtet und auch das Anziehen war heute gar kein Problem. Nun müssen wir aber wirklich gleich los, unsere S-Bahn wartet nicht. Unser Mini-Menschen-Mädchen ist allerdings gerade ziemlich vertieft in ihre Stempelei. Es macht ihr richtig viel Spaß und ich bin die, die den Spaß nun verdirbt. Ich setze ihr einen Countdown und zähle runter. Es ist ein Herunterzählen, das sich im ersten Moment vielleicht wie eine Drohung anhören könnte, doch das ist es definitiv nicht. Ganz im Gegenteil. Es ist eine Ankündigung für einen Phasenwechsel und diese rettet uns so verdammt oft aus vermeintlich anstrengenden Situationen mit unserem kleinen Liebling, dass ich euch unbedingt kurz davon erzählen möchte.

Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte unsere Frieda fast jeden Morgen ziemliche Schwierigkeiten mit dem Losgehen. Sie wollte sich nicht anziehen und nicht die Haare kämmen lassen, sich nicht die Zähneputzen und erst recht nicht die Wohnung verlassen. Sie wollte spielen, hier und da, dies und jenes. Ihr kennt das sicherlich selbst nur zu gut. Als das Losgeh-Problem bei unserer Frieda auf ihrem Höhepunkt war und ich schon kurz vor der Verzweiflung stand, stieß ich auf den wunderbaren Artikel “Mein Kind trödelt und bummelt ständig und ist oft langsam” vom Gewünschtestem Wunschkind-Blog.  Dieser Blog ist ja ohnehin uneingeschränkt zu empfehlen. Dieser komplette Beitrag ist allerdings zu unserem persönlichen Losgeh-Survival-Guide geworden, so dass ich das ständige Ankündigen von Übergängen, den Countdown, das Mitnehmen von Dingen aus der Situation und auch das Tschüss-Sagen nahezu zelebriere. Um 7:45 Uhr an diesem Morgen sage ich also zu ihr “Jetzt noch drei mal stempeln, Frieda. Dann gehen wir los!” Und zähle runter während sie stempelt: “Eins, zwei, drei…”. Sie nickt lächelnd, packt die zwei Stempel mit Herz und Blume in ihren KiTa-Rucksack und räumt die anderen in die Kiste zurück. Schuhe an und los.

Wir nutzen den Countdown immer und überall. Egal, ob Rutschen, Fotos mit dem Handy machen, Obstsalat schnippeln, in der Badewanne planschen, Schaukeln, Conni-Bücher lesen, JoNaLu im Fernsehen schauen, Kneten, Malen, Ketten basteln, Verstecken spielen, Fangen, Kitzeln, Händewaschen (das liebt unsere Frieda total), Weingummi naschen oder oder oder. In Kombination mit dem Ankündigen unserer “nächsten Schritte” ist uns allen dieses Vorgehen eine riesengroße Bereicherung im Alltag. So haben wir ziemlich sicher schon den ein oder anderen Wutanfall in Folge eines unmittelbaren Situationsabbruchs umschifft – da bin ich mir sicher.

Welche Tipps und Tricks nutzt ihr denn so, wenn eure Mini-Menschen-Kinder ein geliebtes Spiel beenden müssen? Womit habt ihr gute Erfahrungen gemacht?

1 Comment

  • Hallo! Ich hab den Artikel beim Gewünschtesten Wunschkind nicht gelesen, bin aber vor einer Weile auch auf das System gekommen, einfach rechtzeitig anzukündigen, dass gleich etwas anderes passiert. Bewährt hat sich vor allem der Satz: “Spiel bitte fertig, wir müssen los!” – Rechtzeitig vorher natürlich gesagt. Meistens spielt Zwergnase nicht mal mehr eine Minute und er macht sich zufrieden auf den Weg.

    Es ist einfach faszinierend, wie einfache Sätze und konkrete Anweisungen Situationen entschärfen können. Ich möchte mir mit der Hand an den Kopf klatschen, wie doof ich mich zuvor angestellt habe.

    Liebe Grüße
    Karin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert