“und wie heißt das zauberwort?”

zauberwort1ALLTAGSGESCHICHTE Wir stehen an der Wursttheke. Unsere Frieda erhält, wie eigentlich jedes Mal wenn wir dort unsere kleine Bestellung aufgeben, ein Stückchen Mortadella auf die Hand. Einen kurzen Moment lang herrscht betretene Stille. In Gedanken zähle ich bis 3 und bedanke mich dann bei der netten Fleischereiverkäuferin und gingen. Als wir neulich auf dem Spielplatz ein anderes kleines Mädchen mit ihrer Mama trafen, kamen wir in die unangenehme Situation, dass die Mama von ihrer Tochter unbedingt ein “Danke” verlangte, als wir ihr eine unserer Schaufeln liehen. Unangenehm deshalb, weil das Mädchen natürlich kaum ein Wort rausbrachte und am Ende nur für ihre Mutter ein leises, ängstliches “Danke” nuschelte. Wie sie da stand. Hilflos, gedemütigt und in ihrer Persönlichkeit geschwächt. Es zerbrach mir das Herz und ich versuchte händeringend es irgendwie hinzubiegen. Ja, ein freundlicher Umgang mit “Bitte” und “Danke” ist auch für uns wichtig, jedoch verlangen und erzwingen wir das von unserem Mini-Menschen-Mädchen nicht, sondern antworten sehr gerne für sie oder mit ihr gemeinsam, so lange sie es noch nicht alleine macht. Außerdem soll ein “Danke” für uns immer auch echt sein, eben ehrlich und aufrichtig und schon gar nicht dahergesagt.

“Bitte” und “Danke” in unserem alltag

zauberwort2Wir sind gerne höflich zueinander und auch zu den (meisten) anderen Menschen in unserem Dunstkreis. Wir üben uns tagtäglich in einem wertschätzenden, dankbaren und respektvollen Miteinander auf Augenhöhe. Dabei geht es uns also nicht um Manieren  oder ein gutes Benehmen. Wir Erwachsenen werden eben auch nicht gerne garstig von der Seite angequatscht und tun es selbst ebenfalls nicht. Vor und mit unserem Mini-Menschen-Mädchen sprechen wir also genau so, wie wir es bei uns mögen und es uns auch von ihr wünschen. Wir wissen, sie wird es irgendwann übernehmen. Irgendwann, wenn die Zeit reif und unser Mini-Menschen-Mädchen eben so weit ist. Wir wissen, dass unser Mini-Menschen-Mädchen es allein durch unser Vorleben irgendwann sagen wird. Sie wird sie es von ganz alleine übernehmen und hier wird definitiv nichts erzwungen, eingefordert oder trainiert. Wir fragen nicht nach dem Zauberwort und ermahnen nicht. Genauso wie das Abstillen, die Schnullerentwöhnung, das Durchschlafen von ganz alleine kam und der zuverlässige Toilettengang kommen wird. Wir haben uns bisher von niemandem von unserem sehr bedürfnis- und beziehungsorientierten Weg abbringen lassen und werden das auch weiterhin nicht tun.

Blicke und Kommentare aushalten

zauberwort3Ja, wenn die sympathische Fleischverkäuferin kein “Danke” von unserer Tochter hört, guckt sie vielleicht etwas komisch irritiert. Vom älteren Mann hinter uns in der Reihe bekommt man möglicherweise auch einen netten Hinweis, dass “das liebe Kindchen das aber noch lernen müsse!”. Tatsächlich sind Blicke und Kommentare auch für mich noch nicht immer ganz einfach auszuhalten, ist auch die Bitte-und-Danke-Pflicht irgendwie tief in mir verankert. In unserer Gesellschaft ist es oftmals noch ein unausgesprochenes Gesetz, dass man an dem “Bitte” und “Danke” der Kinder die Qualität der Eltern ablesen kann. Gern gesehen sind immer noch die Eltern, die durchgreifen und ihren Kindern das nötige Benehmen beibringen. Dass unsere Kinder durch ein erzwungenes, trainiertes “Danke” Stück für Stück ihre Echtheit verlieren, dass sie dann irgendwann nicht mehr wissen, wie sich echte Dankbarkeit anfühlen kann, wie es ist, wenn man dem Gegenüber aufrichtig und ehrlich begegnet, das spielt in unserer Gesellschaft immer noch keine Rolle. Leider!

Ist euch ein “Bitte” und “Danke” wichtig? Vorleben und abwarten oder verlangen und trainieren?

3 Comments

  • Sehe ich genauso… und ich zwinge es auch keinem Kind auf, ich lebe es vor und denke, das wird sich schon irgendwann durchsetzen 🙂 Es ist ja auch nicht so, dass die schüchternen Kinder das nicht kennen oder fühlen, sie trauen sich einfach (noch) nicht. Dasselbe übrigens mit dem Wort Entschuldigung.

    Liebe Grüße, Frida

  • Ist bei uns genauso, wir sagen es für Sie an den richtigen Stellen und reagieren selbst mit Danke wenn sie etwas gibt oder macht was gut ist und mit Bitte wenn wir ihr etwas reichen. Sie lernt so an welchen Stellen man es sagen kann und wird es wenn es soweit ist übernehmen.

  • Huhu! Was für ein schöner Artikel! Wie gut, dass ich gerade über Pinterest darauf gestoßen bin. ❤️
    Ich kann dir nur völlig Recht geben. Nach anfänglichen Versuchen mit dem Zauberwort und einem damit verbundenen blöden schamhaften Gefühl, jedes Mal, wenn ich der Kleinen eine Danke entlocken wollte, hab ich es einfach (weg)gelassen. Und siehe da: Unsere Paulina ist auch ohne Zauberwort oft sehr höflich, einfach durchs Nachahmen. Das hat bisher sehr gut geklappt und wird auch so weitergeführt.
    Euch noch viel Spaß und ein großes Weiter so!!!

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