nicht in diesem ton, mein frolleinchen!

zeigefingerWir wollen unsere Kinder zu freundlichen, ehrlichen, selbstständigen, toleranten, aufgeschlossenen, höflichen, verantwortungsbewussten,…. (Aufzählung kann nahezu ins Unendliche ausgeweitet werden) Erdenbürgern erziehen. Respekt, Respekt ist auch wichtig. Wie aber bringe ich meinem Kind bei respektvoll zu sein, wenn ich es selbst nicht wirklich bin. Natürlich bin ich Vorbild und mache in der Bahn für einen älteren Menschen den Sitzplatz frei oder werde nicht zum Umweltsünder, weil ich meine alte Batterie nämlich im dafür vorgesehenen Behälter im Supermarkt entsorge. Das meine ich aber auch gar nicht. Ich meine den respektvollen Umgang mit Mitmenschen, gerne auch mit Nahestehenden. Und wo fange ich da an? Hoffentlich bei meinem Baby. Susanne von Geborgen Wachsen, einem wunderbaren Blog, der zu lesen sich lohnt, hat eine Liste zusammengeschrieben und damit bewiesen, dass man mit dem respektvollen Umgang bereits bei den kleinsten der Kleinen anfangen kann, sollte, muss! Neben den körperlichen Qualen beim Schreienlassen, Schütteln, Schlagen oder Anschreien, sind  Drohen, Bestechen, Stehen lassen, Nachmachen und Auslachen eindeutig seelische Qualen. Alles schon im Bekanntenkreis miterlebt! “Wenn du dir jetzt nicht die Zähne putzt, macht deine Barbie ab morgen Urlaub in meinem Schrank!” Hä? Hallo? Den Zusammenhang verstehe selbst ich mit 33 nicht. >>Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem andern zu.>> Das gilt auch bei Kindern jeden Alters und auch dann, wenn man mal wieder keine Lust auf eine anstrengende Auseinandersetzung hat. Wo wir aber gerade bei respektvollem Miteinander sind. Ich finde es unglaublich wichtig schon dem kleinsten Mini-Menschen-Kind anzukündigen was jetzt als Nächstes passieren wird. Ich möchte ja auch wissen, was gleich passiert. Ich kündige also an, wenn ich Frieda zum Wickeltisch trage und eine neue Windel anlege. Ich kündige an, wenn es gleich Brei geben wird. Ich kündige sogar an, wenn ich gedenke das Baby auf den Arm zu nehmen und sie meine vorherige direkte Ansprache scheinbar nicht wahrgenommen hat. Ich begleite also all’ mein Tun durch Worte, die immer mehr zu der Ankündigung (m)einer Handlung werden. Ich möchte doch auch nicht einfach irgendwo “rausgerissen” werden. Mit unserer Hundedame Grete gehe ich übrigens genauso vor und es hilft ihr im Alltag ungemein. So kann sie sich kurz auf Geschehnisse, Begegnungen mit anderen Hunden oder angstauslösenden Situationen vorbereiten. Erlernt frolleinchen2habe ich das übrigens bei Ulrike von JustDog. Und wo wir aber wiederum gerade beim Sprechen sind. Babysprache gibt’s auch (hoffentlich) bei uns niemals. Ein Hund ist ein Hund. Er wedelt mit der Rute und bellt. Und WAU macht er schon mal gar nicht. Wenn überhaupt macht er Wuff. Beim Thema Hund bin ich aber wahrscheinlich besonders empfindlich. Ich gewöhne mir übrigens gerade das “WIR ziehen dir mal eine frische Windel an.” oder “Ja, bei der nächsten Raststätte fahren WIR raus.” ab. Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich WIR sage, obwohl nur ich etwas tue oder tun werde. Grrrrr. Ich bemerke es leider oft erst, wenn es schon ausgesprochen ist, arbeite aber dran. Ich finde es nämlich total behämmert! Ganz furchtbar finde ich aber auch “Mama macht mal eben…”. An jeder Ecke hört man es. Auch eigentlich ganz coole und lässige Muttis schießen sich bei mir irgendwie ein kleines bißchen ins Aus, wenn sie von sich selbst in der 3. Person reden. “Gib’ das mal der Mama.” oder “Warte, Mama hilft dir.” Warum bitte macht man sowas? Ich bin ich. Mein Kind darf und soll mich gerne Mama nennen. Für den Mann und für Freunde bin ich Julia. Warum sage ich aber zu mir oder über mich selbst Mama? Ich kann es einfach nicht verstehen. Wer eine Antwort hat, meldet sich bitte umgehend bei mir. Danke schonmal.

So, und ab jetzt dürft ihr mich gerne immer freundlich an meine Worte hier erinnern. Auch in ein paar Jahren noch. Vielleicht habe ich dann meine Ansichten geändert oder ich tappe selbst in die Falle, aber auch darüber lässt sich ja dann reden. OMG! Meine Worte in Gottes Ohr. Ich will niemals so werden wie…

4 Comments

  • Ein absolut toller Beitrag – eben weil da so viel Wahres drin steckt!

    Ich muss mich da, im Moment täglich (hallo Trotzphase), immer wieder dran erinnern. Ich werde jetzt gleich mal beim empfohlenen Blog lesen.

    Viele Grüße,
    Yvonne

  • huhu, solange die ganz kleinen sich ihres eigenen “ichs” noch nicht bewusst sind und sie somit auch noch nicht wissen, was “du” bedeutet, macht es durchaus sinn, wenn du von dir selbst als “mama” sprichst und bei frieda nicht “du” sagst, sondern “frieda”. denn “mama” ist geläufig, “ich” nicht. mit ca. 18 monaten kann man dann beruhigt das “mama” und “frieda” durch “ich” und “du” 😉 – die kindheitspädagogin hat gesprochen 😀

  • Hui, vielen Dank für die Erklärung. Klingt natürlich logisch. Dafür hört sich alles was sie gerade so plaudert eben nach “Papa” an, weil Mama das “Mama” kaum benutzt. Trotz der plausiblen Erklärung bleibt bei mir ein Gefühl von “hört sich extrem Panne an” und deshalb KANN und WILL ich es lieber gar nicht ändern. Entgegen der Meinung Kindheitspädagogik. Frieda wird’s ja trotzdem checken wer hier wer ist und wer wie heißt!

  • Wieder ein Beitrag, den ich mit großem Vergnügen gelesen habe. Witzig finde ich ja, dass ich bislang meine Art, alles “anzukündigen” eher für mich selbst “gewöhnungsbedürftig” hielt, jetzt aber – nach Deinem Beitrag – merke, aha, gar nicht so verkehrt. 😉 Tja, ich kann also auch als Oma noch genau die selben Zweifel haben wie ich sie als Mama früher hatte. Die von Dir beschriebene Art , in der 3. Person zu reden, das machen sooo viele..oder halt die Art “wie geht es denn UNS heute!?”, die mir im KH ganz oft meinen eh schon angeschlagenen (fast letzten) Nerv getötet hat. wie es UNS ging, wusste ich nicht, nur dass es mir mies ging, das fand ich schon ausreichend genug. Ganz schlimm finde ich allerdings die ziemlich weit verbreitete “Mode”, dass sich Eltern-Ehepaare mit “Mama” und “Papa” ansprechen und schlimmer noch, wenn sich die Ehepaare sogar noch dann so ansprechen, wenn die Kinder längst aus dem Haus sind, gar schon selber Kinder haben etc. In meiner Generation (50+) erlebe ich das ganz oft. Puhh, also da kommt mir dann schon das große Gruseln an.

    LG von der Liese

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