die mär vom kinderschlaf

REZENSION Die Mär vom Kinderschlaf hält sich. Nun schon seit Jahrzehnten – mindestens. Ab einem gewissen Alter müssen Mini-Menschen nicht nur alleine einschlafen, sondern auch am besten die ganze Nacht durchschlafen. Das Ganze dann bitte aber auch in ihrem eigenen Bett,  selbstverständlich in ihrem eigenem Kinderzimmer. Es scheint irgendwie ein Kriterium zu sein, ob man es mit dem Nachwuchs besonders gut “hinbekommt” oder eben nicht. Durchschlafen ist irgendwie ein Aushängeschild und tatsächlich ein wichtiger Meilenstein für die Eltern zugleich. Im positiven sowie eben auch negativen Sinne – leider. Schon oft habe ich hier im Blog über die ungefragten Ratschläge und Fragen der Leute geschrieben und mich darüber beklagt. Ich habe mir gewünscht, dass sie aufhören. Diese dämlichen Fragen und guten Tipps. Wenn man keinen (Familien-)Streit über’s Knie schlafgut2brechen will, dann muss man sich wappnen und rüsten. Dann aber natürlich nicht scharf schießen, sondern super gut argumentieren, manchmal diskutieren, aber auf jeden Fall klar Stellung beziehen und diese Meinung dann vor allem konsequent sagen und wenn nötig auch zeigen. Selbstverständlich freundlich, aber eben bestimmt. Aus Erfahrung kann ich sagen: Das wirkt! Fragen und Ratschläge hören irgendwann auf.

Schlaf ist lebensnotwendig für uns alle, logisch. Während im Wochenbett und etwas danach noch die Hormone beflügeln und der Schlaf-am-Stück nicht ganz so wichtig ist (so war es jedenfalls bei mir über längere Zeit), schlauchen die nächtlichen Unterbrechungen im Laufe der Zeit dann doch total und man wünscht sich eine, nur eine einzige Nacht, in der man mal wieder ganz durchschlafen kann. Von Ausschlafen reden wir die nächsten Jahre ohnehin schon nicht. Wenn dann noch die Elternzeit vorbei ist und der Job ruft, wird einem der Schlafmangel erst so richtig deutlich. Jetzt gibt es ein neues, tolles, lesenswertes Buch über den Kinderschlaf. Schlaf gut, Baby von Nora Imlau und Dr. med. Herbert Renz-Polster. Ganz kurz auf den Punkt gebracht: Das Buch ist voller Ideen, damit Eltern unter Berücksichtigung der Natur des Kindes, ihren eigenen Weg zu erholsamen Nächten finden können und zusätzlich gute, fundierte Argumente in petto haben, falls mal wieder ungefragt tolle RatSCHLÄGE gegeben werden. Ganz zentral ist den Autoren in ihrem Buch das Verständnis dafür, dass Babys und Kinder einfach anders schlafen als wir. Sie plädieren für eine entwicklungsgerechte, individuelle Wahrnehmung des eigenen Kindes und die Berücksichtigung des evolutionsbedingten Überlebensprogramms unserer Mini-Menschen, das nämlich bis heute wirkt. Wenn Eltern nun (unabhängig von tollen Kommentaren der schlafgutGesellschaft) eine Schlafsituation wirklich als belastend empfinden, können sie in Schlaf gut, Baby großartige Alternativen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu starren Regeln und Schlafprogrammen finden. Einfühlsam geben die beiden Autoren zahlreiche Impulse. Dazu gehört zum Beispiel auch das Familienbett und weitere Strategien und Einschlafassoziationen und Schlafbediningen wie das Etablieren von Einschlafhelfern. Wahnsinnig spannend fand ich auch das Kapitel über die Fremdbetreuung und das Schlafen dort, war es auch meine allergrößte Sorge als Frieda in die KiTa kam.

Dr. med. Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt und arbeitete als solcher lange Zeit in der Wissenschaft. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Förderung von Kindern und der kindlichen Entwicklung aus Sicht der evolutionären Verhaltensforschung. Er hat 4 Kinder und gilt als eine der bekanntesten Stimmen in der öffentlichen Debatte um Kinder in unserer Gesellschaft. Auf unserem Blog haben wir bereits ein sehr lesenswerte Buch von ihm vorgestellt: “Menschenkinder und ihre artgerechte Haltung“. Nora Imlau ist Journalistin und Fachautorin für Familienthemen. Ihr Name steht für den bedürfnisorientierten Umgang mit Babys und Kleinkindern. Als Stillberaterin begleitet sie junge Eltern. Sie selbst ist Mutter zweier Töchter.

Obwohl unsere Frieda mittlerweile eine einigermaßen, die Betonung liegt auf einigermaßen, gute Schläferin ist, in der Regel tatsächlich nachts 11 Stunden am Stück schläft und nur bei Unwohlsein und Krankheit öfter aufwacht und dann nicht mehr von alleine in den Schlaf findet, habe ich das Buch verschlungen. Das Buch hätte ich vor etwas mehr als einem Jahr schon haben müssen, als Frieda nachts noch alle 30 Minuten an die Brust wollte, um schlummern zu können. Von uns jedenfalls eine ausdrückliche Leseempfehlung für alle Eltern von Kindern im Alter von 0-6 Jahren mit und ohne Schlaf-“Problemen”. Schlaf gut, Baby ist irgendwie wieder mal ein Herzensbuch. ❤️ Für alle, die neugierig geworden sind: Eine Leseprobe findet ihr natürlich beim GU-Verlag.

– sponsored post –

[Das Rezensionsexemplar wurde uns von Gräfe und Unzer zur Verfügung gestellt.]

2 Comments

  • Eine schöne Rezension! Ich fand das Buch auch klasse und habe eine Rezension geschrieben (meine erste…).
    Ich wüßte gerne ob es eine Stelle gibt, an der alle Rezensionen zu einem Buch versammelt sind, weißt du das?
    Alles Gute für dich und das Minimenschlein,
    liebe Grüße,
    Doro

  • Liebe Doro,
    damit kenne ich mich auch nicht wirklich aus. Klar, auf der riesengroßen Shopping-Plattform mit den vielen unterbezahlten Zeitarbeitnehmer gibt’s ja immer viele Rezensionen und Kommentare zu den Büchern. Zudem gibt es ja extra Bücher-(Rezensions-)Blogs oder Portale. Oft hat man aber auch bei den Verlagen selbst die Möglichkeit Kommentare & Rezensionen zu hinterlassen. Beim GU-Verlag kann man das auch machen.

    LG, Julia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert