vor der phase ist nach der phase

widrigkeiten3Seitdem wir aus Berlin zurück sind, hat bei unserer Frieda wieder eine enorm schwierige und sehr anstrengende Phase begonnen. Die Start- und anderen Schwierigkeiten Ende Juli haben mich ganz schön viel Energie gekostet, mich teilweise wirklich an meine Grenzen gebracht und gingen auch an Guido und mir als Paar nicht streitlos vorbei. Ich war so froh und erleichtert, als nach drei Wochen unser Alltag wieder einfacher, unser Mini-Menschen-Mädchen etwas kooperativer wurde und es weniger Tränen gab. Kinder haben Phasen, ja. Das ist natürlich nichts Neues. Sie wachsen, lernen, entwickeln und verändern sich. Wahrscheinlich sekündlich. Sie versuchen die Veränderungen anzunehmen und sich auf sie einzustellen. Das ist nicht leicht und hinterlässt in den meisten Fällen bei unseren Mini-Menschen ein Unwohlsein. Etwas passiert mit ihnen, einschätzen können sie es aber nicht so richtig. Und wir Menschen sind nunmal Gewohnheitstiere, die nicht nur feste Rituale lieben, sondern auch mit uns selbst gerne im Reinen sind.

Weil Kinder immer irgendwie wachsen…

Weil Kinder aber eben immer irgendwie wachsen, kommt nach einer widrigkeiten1schwierigen Phase schon ganz bald die nächste schwierige Phase. Vor der Phase ist also nach der Phase und wiederum vor der nächsten Phase. Diesmal kam der Umbruch bei unserer Frieda wie angeflogen, wie ein Umlegen des Schalters in der Nacht von Freitag auf Samstag, als wir wieder aus Berlin zurück zu Hause in Köln waren. Nun haben wir hier ein seit gut zwei Wochen ein absolutes Klammeräffchen. Nur Mama, bitte! Papa reicht nicht (oder nur ganz selten). Dazu kam natürlich jetzt auch noch der Magen-Darm-Virus und die Mittelohrentzündung. Aber auch ohne Krankheit im Körper möchte Frieda im Moment keine Windel tauschen, sich nicht anziehen, keine Zähne putzen und auch nicht rausgehen – nirgendwohin. Sie möchte “Hasu” bleiben. Immer und den ganzen Tag. Andere Leute zu treffen steht auch nicht gerade sehr hoch im Kurs und dass ich mich im Treppenhaus kurz mit der Nachbarin unterhalte ist ohne Widerstand nicht möglich. Da wir sehr bedürfnis- und bindungsorientiert mit unserer Frieda leben, setze ich Vieles (auch, wenn es sein MUSS) niemals mit Druck durch. Das kostet alle Beteiligten zu viele Nerven und ist ziemlich sicher so gar nicht gut für unsere Beziehung zueinander.

Sozialen Druck aushalten

So war unsere Frieda neulich auch schon mal nur mit Body und Strumpfhose widrigkeiten2bekleidet im Drogeriemarkt, weil sie weder ihre Jacke noch die Hose anziehen wollte. Auch funktionieren wir ihren Kinderwagen oft zu einem Streitwagen der Römer um und unser Mini-Menschen-Mädchen steht darin wie Kleopatra persönlich. Für uns Eltern total nervig und unbequem, aber am Ende bequemer als nerverending-Wutanfälle. Es soll übrigens nicht darum gehen, die Wut unserer Frieda durch unser vorausschauendes Verhalten immerzu zu vermeiden, sondern darum, meine persönlichen Grenzen zu wahren und sie dennoch in vielen Situationen selbst und frei entscheiden lassen zu können. Daran wachse ICH übrigens jeden Tag aufs Neue und es macht Spaß mich so entwickeln zu sehen. Außerdem fühlt es sich gut an. Schwierig ist für mich ganz persönlich nur der soziale Druck der Umwelt. Die wildfremde Oma, die vor sich her plappert, dass das arme Kind nicht warm genug angezogen sei. Der Blick der Verkäuferin oder der ungeduldige Kunde hinter uns. Und dabei habe ich noch nicht Meinungsverschiedenheiten und (oftmals) konträren Ansichten der lieben Familie erwähnt. Das löst in mir einfach nur Wut aus, obwohl ich per se nicht so der aufbrausende Typ bin. Eigentlich wünsche ich mir, dass uns in Erziehungs- und Beziehungsfragen einfach alle in Ruhe lassen. Leider bleibt der Wunsch bisher unerfüllt. Das aber nur ganz nebenbei.

Nach einem durchschnittlichen Tag bin ich müder als unser alter Hund und der ist schon wirklich hundemüde. Unsere Nächte sind im Moment nämlich auch widrigkeiten4nicht zum Schlafen da. Wird Frieda in der Nacht wach und schafft sie es nicht alleine wieder einzuschlafen, frage ich sie, was ihr helfen könne und biete ihr unterschiedliche Dinge an. Das kann richtig sein oder falsch. Oder es ist falsch, dass ich überhaupt frage oder die falsche Frage oder oder oder. Es ist ein bißchen wie eine Lotterie. Manche Nacht wird somit wirklich zur Horrornacht und ich halte das schreiende und wütende Wesen einfach nur fest auf meinem Arm, wir stehen in der Küche, schauen in die Nacht und auf die einfahrenden Züge des Kölner Hauptbahnhofs. Ich versuche wirklich authentisch einfühlsam zu sein, spiegle ihre Wut oder Traurigkeit, tappe aber dabei auch manchmal wortwörtlich im Dunkeln und es wird schlimmer. Am Ende schlafen wir dann beide irgendwann total erschöpft ein. Dabei sage ich ihr von Herzen, dass ich sie unendlich liebe. Immer! Egal, was kommen möge.

Vor der Phase ist also nach der Phase und wiederum vor der nächsten Phase. Ich hoffe, dass diese schwierige und anstrengende Phase uns ganz bald wieder “Lebewohl” sagt und erstmal ein kleines bißchen Ruhe vor dem nächsten Sturm einkehrt. Kräfte sammeln und Energie tanken.

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